Einsatz im Politik- und Gemeinschaftskundeunterricht
Unterrichtsentwurf von Torsten Mergen, Peter-Wust-Gymnasium Merzig
Der „Kanzler-Simulator“ lädt zu einem zweifachen Rollenspiel ein. Auf der Spielebene ermöglicht er Schülerinnen und Schülern, multiple Entscheidungssituationen kennen zu lernen. Dies beginnt bereits mit dem Start der Spieloberfläche, da die Spielzeit flexibel festgelegt werden kann und das Aussehen des Avatars selbstständig gestaltet werden muss. Ferner haben die Spielerinnen und Spieler wichtige thematische Entscheidungen zu treffen, da sie die Wahl haben, für fünf Politikfelder politische Versprechungen zu machen:
- Kultur und Bildung,
- Umwelt,
- Soziales,
- Wirtschaft,
- Sicherheit.
Für die genannten Felder werden konkrete politische Programmaussagen benannt und Hintergrundmaterialien zur Positionierung und Entscheidungsfindung zur Verfügung gestellt. Nach dem Spiel eröffnet sich die Chance zur Anschlusskommunikation in Form eines Rollenspiels. In Spieltandems können die Schülerinnen und Schüler sich – in den Rollen der Avatare – über ihr Handeln und die dabei auftretenden Probleme austauschen. Dadurch werden die Schülerinnen und Schüler in völlig neue Sozialbeziehungen und Rollen hineingestellt. Rolle meint dabei ein Bündel von Erwartungen an das Verhalten der Rollenträger.
Phasen des Rollenspiels:
- Aufwärmen (z. B. Brainstorming: Kanzler und Berater – Erwartungen an die Rollen),
- Information (z. B. Beschäftigung mit dem Spielmodus des „Kanzlersimulators“ und den Materialien zur Stellung der Bundesregierung im Verfassungssystem und zur Kanzlerkommunikation),
- Spiel („Kanzlersimulator“),
- Auswerten (Rollengespräch Kanzler – Berater),
- Abkühlen (Vertiefung durch Auswertung von Zusatztexten zur Rolle von Politikberatern und zur „ökonomischen Theorie der Politik“).
Zur begleitenden Auswertung des Rollenspiels dienen die Reflexionsbögen (M 1) und das „Kanzler-Interview“ (M 2); dadurch können die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler reflektiert und gemeinsame Eindrücke über Schwierigkeiten und Chancen des Kanzler-Handelns festgehalten werden. Ferner können interessante Vertiefungen in Form von Zusatzmaterialien vorgenommen werden, die unmittelbar an die Spielelemente anknüpfen. Die jeweils mitgelieferten Arbeitsaufträge stellen Empfehlungen für eine intensivere Textarbeit dar:
- Gerade die Rolle des Kanzlerberaters Disselbeck, der im Spiel fest verankert, aber nur vage charakterisiert ist, sollte den Anreiz zu einer perspektivischen Befragung der Kanzler-Rolle geben. Daher informiert M 3 über den „Alltag eines Politikberaters“.
- Qualitätskriterien, um den Erfolg politischen Handelns zu beurteilen, liefert der Text-Auszug von Henrik Gast (M 4: „‚Kanzlerkommunikation’ von Adenauer bis Merkel“).
- Um sich grundsätzlich mit der Stellung der Bundesregierung im deutschen Verfassungssystem zu beschäftigen, stellt der Text von K. Niclauß zahlreiche historische Informationen, v. a. über Regierungskonstellationen und die Machtfülle bzw. Machtbeschränkung des Bundeskanzlers vor (M 5).
- Grundsätzliche Überlegungen, wie der politische Betrieb funktioniert und welche demokratietheoretischen Zuordnungen möglich sind, liefert der (klassische) Text von Anthony Downs. Darin wird das Wählerinteresse näher analysiert und aufgezeigt, dass sich – erfolgreiche – Parteien und Politiker oftmals sehr „ökonomisch“, d. h. marktgerecht entsprechend der Nachfrage der Wähler, zu verhalten scheinen (M 6).