Thema
Der Naturfilmer Dietmar Keil führt uns in Höhen jenseits der Baumgrenze. Er zeigt die hochalpine Natur im Laufe eines Jahres in eindrucksvoll ästhetischen Bildern.
Inhalt der Sendung
Frühjahr
Erst Ende Mai kommt der Frühling in die Hochalpen. Die Temperaturen steigen, der Schnee schmilzt und das Leben erwacht. Es zeigen sich die ersten Murmeltiere vor ihrem Bau. Acht Monate lang hatten sich die Mitglieder der Großfamilie im Winterschlaf gegenseitig gewärmt. Während dieser Zeit haben sie ihr halbes Körpergewicht verloren. Nun spielen sie miteinander, wobei sie sich auch gelegentlich beißen. Im Spiel wächst die Rangordnung.
Auch junge Steinböcke zeigen sich nun ausgelassen. Anders bewegen sich die Alten, bis zu etwa 80kg schweren Tiere. Sie sind zu schwer für Sprünge auf den abschmelzenden Schneefeldern. Langsam folgen sie dem Leitbock im unwegsamen Gelände. Der Schneehase hat ein halbes Jahr reglos in seiner Höhle verbracht. Mit den zunehmenden Temperaturen zeigt er sich abends wieder vor seiner Höhle. Für die Birkhühner ist die Zeit der Balz gekommen, ein Turnier voller Prachtentfaltung. Um die recht unscheinbaren Weibchen werben die Männchen bis zu einen Monat lang. Sie kämpfen auch um Reviergrenzen, was gefährlicher wirkt als es ist: Selten treten Verletzungen auf.
spätes Frühjahr/Sommer
Auch die warme Jahreszeit verbringen die Murmeltiere in der Großfamilie. Nach einem ausführlichen Morgenputz genießen die Erdbewohner die Sonne, wobei sie sich gegenseitig durch ein weit hörbares Pfeifen vor Gefahren warnen. Insbesondere dem Vater kommt die Aufgabe des Bewachens zu. Murmeltiere sind Vegetarier. Wie kleine Rasenmäher stutzen sie die alpinen Matten.
Steinböcke verbringen die warmen Tage eher faul; sie dösen in der Sonne. Nur einer darf nicht dösen – der Leitbock. Er wacht für alle anderen. Wird es dem Rudel zu warm, dann wandert es zum Rand der Schneefelder und verschafft sich dort etwas Kühlung. Ziehen im Juli Gewitter auf, dann schlägt sich dies in der Stimmung der Steinböcke nieder. Sie reagieren gereizt mit einem Spielkampf, bei dem durch Hörnerschlagen der Gegner geschwächt wird. Es handelt sich aber nur um ein Ritual, das den Gegner nicht vernichten soll. Vielmehr dient es als Übung für das Werben um Weibchen im Dezember. Dass wir heute die Böcke noch in freier Wildbahn beobachten können, ist nicht selbstverständlich. Vor etwa 150 Jahren hatten Wilderer und Trophäenjäger den Steinbock fast ausgerottet. Eine kleine Population von 59 Tieren hat im Gran Paradiso Park überlebt. Sie wurden vom italienischen König erfolgreich unter Schutz gestellt.
Gämsen sind ebenfalls im hochalpinen Bereich beheimatet. Ihre jungen Kitze spielen, fressen und ruhen den ganzen Tag auf den alpinen Matten. „Tanten“, das sind Geißen ohne Nachwuchs, beaufsichtigen die Jungen. Blütenpracht überzieht die Bergmatten. Das Berghähnlein und der Pyrenäenhahnenfuß erstrahlen in weiß, in feuchten Regionen blühen die Mehlprimel und der Stengellose Enzian. Die Alpenrose, ein Rhododendrongewächs, blüht im Hochsommer im Bereich der Wälder bis zu den hohen 3000ern.
Spätsommer/Herbst
Schon im September schickt der Winter seine Boten. Der erste Schnee fällt. Murmeltiere bekommen ihren Winterpelz. Sie bewegen sich nur noch wenig und schonen ihre Fettreserven, die sie in den kommenden acht Monaten dringend benötigen.
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