Sprechertext:
Nur wenn sich eine virusinfizierte Zelle als körpereigen zu erkennen gibt und gleichzeitig einen Steckbrief des Erregers präsentiert, greift das Immunsystem ein. Diese Erkenntnis verdanken wir Peter Doherty und Rolf Zinkernagel. Die Steckbriefe lernen die Abwehrzellen in der Thymusdrüse kennen.
Peter Doherty (geb. 1940) und Rolf Zinkernagel (geb. 1944) beschreiben 1974 einen grundlegenden Mechanismus des Immunsystems. Nur wenn sich eine virusinfizierte Zelle als körpereigen zu erkennen gibt und gleichzeitig ein Antigen des Krankheitserregers als "Steckbrief" präsentiert, greift die Immunabwehr ein und zerstört die virusinfizierte Zelle.
Das Erkennen eines Antigens alleine führt also nicht zu einer Immunreaktion.
Der Australier Doherty und der Schweizer Zinkernagel gewannen ihre Erkenntnisse in Tierversuchen. Sie infizierten Mäuse mit Viren, die Hirnhautentzündung auslösen. Wie erwartet, produzierten die Mäuse bestimmte T-Lymphozyten, die virusinfizierte Zellen vernichten können. Erstaunlicherweise beobachteten sie im Reagenzglas, dass die T-Lymphozyten einer bestimmten Maus nur die eigenen virusinfizierten Zellen abtöten konnten, nicht aber die Zellen einer anderen Maus, die mit demselben Virus infiziert war. Damit war der Nachweis erbracht, dass T-Lymphozyten nur angreifen, wenn eine Zelle, die Virusantigene präsentiert, sich auch als körpereigen ausweisen kann. Für ihre Entdeckung erhielten Doherty und Zinkernagel 1996 den Nobelpreis für Medizin.