Lexikon

GrünspechtBrüten
Spechte sind schnelle Brüter. Buntspechte brauchen nur 8,5 Bruttage, bis die Jungen schlüpfen, ein Huhn drei Wochen und eine Amsel immerhin 14 Tage. Allerdings sind die Spechtjungen auch unreifer als irgendwelche anderen Vögel. Keine Dune bedeckt ihren Körper, nicht einmal Schwungfedern sind zu sehen, Augen und Ohren sind geschlossen.


Eheleben
Spechte gelten als monogam. Die Biologin Kerstin Hönsch fand kürzlich heraus, dass ihr Kleinspechtweibchen Marie nicht nur in Alex' Höhle sechs Eier legte. Sie fand auch Paul so sympathisch, dass sie ihn mit fünf Eiern beglückte.

Fremdbewohner
Verlassene oder halbfertige Spechthöhlen sind beliebte Unterschlüpfe für Meisen, Kleiber, Eulen, Hohltauben oder Dohlen. Ja, selbst Siebenschläfer und Marder richten ihre Wochenstuben gerne in fertigen Spechthöhlen ein. So kann es schon einmal vorkommen, dass einem Specht bei der Suche nach einer geeigneten Höhle jemand zuvorgekommen ist.

Klopfen ohne KopfschmerzenHämmern ohne Kopfschmerzen
Warum bekommen Spechte beim Hämmern mit dem Schnabel keine Kopfschmerzen? Der Spechtkopf ist so gebaut, dass die Wucht der Schläge dem Hirn nicht schadet – auch nicht beim Höhlenbau. Die knöcherne Hülle des Gehirns ist stärker als bei anderen Vögeln. Zwischen den Augen befindet sich eine knöcherne Scheidewand, und an der Eintrittsstelle des Sehnervs sind knorpelig-knochige Einlagerungen. Außerdem ist der Schnabel mit dem Hirnschädel federnd verbunden. Das ist so, als wäre ein Stoßdämpfer dazwischengebaut.
[Real PlayerReal-Video: Warum bekommen Spechte keine Kopfschmerzen? 4:32 Min.]

Hauswände zum Höhlenbau
Spechte benutzen gelegentlich Hauswände zum Höhlenbau. Offenbar haben mit Kunstschaum vollisolierte Wände sehr ähnliche Eigenschaften wie vermorschte Stämme. Buntspechte bauen da hinein ihre Höhlen. Besonders beliebt sind Häuser mit Fronten zum Wald. Abhilfe schaffen kann man, indem man die Kanten, an denen die Spechte besonders gern anfliegen, glatter macht als die übrigen Wände. Auch wurde versucht, die Spechte mit Flatterbändern abzuhalten. Das aber hat nur kurze Zeit Erfolg. Sicherer wäre es, vor die gefährdeten Stellen Netze zu hängen.

Kaktusspecht
Alle Spechte brauchen Bäume, um sich Höhlen zu zimmern. In Südamerika aber gibt's den Kaktusspecht. Der baut seine Höhle in die großen Säulenkakteen. Und noch ein anderer Specht braucht keine Bäume. In den baumlosen Zonen der Anden lebt der Andenspecht. Er baut ähnlich wie ein Eisvogel Höhlen in Abbruchkanten von Wegen oder Bächen.

Nussknacker
Ob Haselnuss oder Walnuss, unter der Schale verbirgt sich stets ein nahrhafter Kern. Aber wie kommt ein Specht da ran? Spechte kennen eine vollkommene Technik, um an den schmackhaften Kern zu kommen: Sie schmieden. Sie pflücken eine Nuss, einen Fichtenzapfen und fliegen damit zu einem geeigneten Baum, klemmen die Nuss dort hinter die Rinde oder in einen Holzspalt und klopfen auf die Nuss, dass die Schale zerspringt. Und wenn sie keine Nüsse finden, dann pflücken sie auch Zapfen, von Kiefern oder Fichten. Unter einer einzigen Buntspechtschmiede wurden schon mehr als 4 000 Zapfen gefunden. Zuweilen bauen Buntspechte sogar richtige Werkbänke: Sie hacken mit ihrem Schnabel in Stämme oder waagerechte Äste Höhlungen, in die sie die Nüsse hineinlegen können. Und dann geht's los.

Raketen
Im Jahre 1996 haben Spechte die Ummantelung einer Weltraumrakete beschädigt – so sehr, dass sogar der Raketenstart verschoben werden musste.

Ringeln
Spechte lieben im Frühjahr süßen Baumsaft. Um daran zu kommen, schlagen sie mit dem Schnabel Löcher in die Rinde. Die einzelnen Löcher bilden einen Ring um den Baumstamm.

Trommeln
Das Trommeln der Spechte ist keinesfalls nur ein Begleitgeräusch beim Höhlenbau, sondern wird von Spechten auch gezielt für Kommunikationszwecke eingesetzt – beispielsweise um ein Weibchen anzulocken. Spechte wissen nämlich sehr wohl, ob ein Männchen oder ein Weibchen ihrer Art getrommelt hat oder irgend ein anderer Specht. Man hört es auch, wenn ein Specht erregt ist. Beim Trommeln werden vorzugsweise Instrumente gesucht, die eine gute Resonanz haben: Äste, hohe Bäume, manchmal auch Sirenen.

Wohngebiet
Spechte sind Großgrundbesitzer. Der winzige Kleinspecht – Körpergewicht etwa 35 g – kann zur Winterzeit ein Gebiet von 500 Hektar sein eigen nennen.

Zunge
Larven oder Ameisen sind eine wichtige Nahrungsquelle vor allem der Bodenspechte. Mit ihrer langen Leimrutenzunge können Spechte wie beispielsweise der Erdspecht tief in Ameisengänge vordringen und sich dort die Leckerbissen herausholen. Die schleimige Zunge des Grünspechtes ist immerhin 10 cm lang.