Als Historienmalerei bezeichnet man nicht etwa Schlachtenschinken und galante Szenen bei Hofe, sondern die Aufarbeitung mythologischer, religiöser oder literarischer Themen. Das kann die blutrünstige Szene sein, in der Judith dem feindlichen Feldherrn Holofernes unter Vorspiegelung eines erotischen Abenteuers den Kopf abschneidet. Oder das Geknutsche von Mars und Venus. Um diese Bilder zu verstehen, ist etwas Vorwissen gefragt.
Professor Raimund Wünsche hat uns zunächst die drei beliebtesten Love-Storys der antiken Mytholgie vorgestellt. Zum einen gibt es da Venus und Mars, die sich ineinander verlieben. Leider ist Venus verheiratet und ihr Göttergatte Vulcanus ist entsprechend aufgebracht, als er die beiden in flagranti erwischt. Er fesselt sie und liefert sie dem Gespött der anderen Götter aus.
Die zweite Liebesgeschichte über Apoll und Daphne ist eher tragisch: Apoll hänselt Amor, den Gott der Liebe. Dieser lässt das nicht auf sich sitzen und verpasst Apoll einen Liebespfeil. Nun rennt Apoll liebestoll hinter Daphne her. Die liebt aber Apoll nicht und verwandelt sich in einen Lorbeerbaum, um ihm zu entkommen. So bleibt die Liebe Apolls unerfüllt. Um seine Geliebte immer bei sich zu haben, setzt er sich von da an einen Lorbeerkranz auf.
In der letzten antiken Liebesgeschichte geht es um böse Schwiegermütter: Psyche und Amor lieben sich. Davon ist Amors Mutter Venus gar nicht begeistert und lässt Psyche in einen tiefen Schlaf fallen. Amor weckt Psyche auf und holt sich vom Göttervater Jupiter die Erlaubnis, sie zu heiraten.
Neben den antiken Themen wurden in der Historienmalerei auch häufig biblische Geschichten aufgegriffen. Professor Wünsche hat uns die beliebtesten drei Stories vorgestellt - und in denen rollen viele Köpfe: So rettet die schöne Judith die Bewohner der belagerten Stadt Betulia, indem sie den feindlichen Heerführer Holofernes betört und enthauptet. Den abgeschlagenen Kopf nimmt sie mit und zeigt ihn Holofernes’ Soldaten, die entsetzt die Flucht ergreifen.
Die zweite oft gemalte Geschichte ist die von David und Goliath. Der riesenhafte Philister-Krieger Goliath bedroht mit seinen Männern das Reich des Königs Samuel. Der König setzt eine Belohnung für denjenigen aus, der Goliath besiegt. Doch Goliath ist so schrecklich, dass sich kein Krieger findet, der es mit ihm aufnehmen will. Außer dem jungen David, der spätere König der Hebräer. Er streckt den Riesen mit einer Steinschleuder nieder und schlägt ihm den Kopf ab. Damit sind die Philister geschlagen und Samuels Königreich ist gerettet.
Auch in der letzten Top-Story aus der Bibel geht es wieder blutig zu: Salome verzückt ihren Stiefvater, den König Herodes, mit ihrem Tanz. Dafür bekommt sie einen Wunsch erfüllt: Sie verlangt, angestiftet durch ihre Mutter Herodias, den Kopf von Johannes dem Täufer. Gesagt, getan: Ihr wird der Kopf von Johannes auf einer Schale gebracht. Damit wollte Herodias sich bei Johannes rächen, der ihre Ehe mit Herodes kritisiert hatte.