Niemand weiß, ob die Menschen, die um 3000 v. Chr. nahe des heutigen Salisbury in Südengland lebten, einer Religion anhingen. Aber es liegt nahe, denn sie bauten aus gewaltigen Steinblöcken eine Anlage, die weder als Wohnhaus, Stall oder Scheune taugte: Stonehenge. Das Areal besteht aus einem kreisrunden Graben mit einem Durchmesser von etwa 115 Metern, in dessen Inneren später um einen Mittelpunkt herum mehrere Kreise mit unterschiedlichen Durchmessern gebildet wurden - aus bis zu sieben Meter hohen Megalithsteinen.
Der Aufwand war gigantisch: Die Mannstunden der Jungsteinzeitler mit ihren meist einfachen Stein- und Holzwerkzeugen gingen in den Bereich von mehreren Millionen. Am interessantesten ist dabei, dass es bestimmte Steine, die sogenannten „Blausteine“ des inneren Rings, gar nicht in der Nähe gab, sondern nur in einem Steinbruch im heutigen Wales, rund 250 Kilometer weit entfernt.
Das Rätselhafte daran: Jeder dieser Steine wog rund fünf Tonnen. Zum Vergleich: Ein bis unters Dach vollgeladener Transporter, z.B. ein Mercedes Sprinter, wiegt 3,5 Tonnen – zwei Drittel eines Stonehenge-Blocks, eine gewaltige Last. Erschwerend kam hinzu: Ein vergleichbares Transportmittel wie den Sprinter gab es ja damals nicht. Wie haben also die Steinzeitmenschen diese Steinkolosse über die riesige Distanz, die der Strecke Frankfurt a.M. – Leipzig entspricht, bewegt?
Diese Frage lässt Steinzeitfans seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommen. Die neueste Theorie: Archäologen der Universität Exeter vermuten, dass die schweren Blöcke über kleine Steinkugeln gezogen wurden - ein System, das dem Kugellager vergleichbar ist.
Und noch etwas ist bemerkenswert: Nordöstlich des Eingangs zum Steinkreis wurde in einigem Abstand ein Stein aufgerichtet, der sogenannte „Fersenstein“. Einmal im Jahr, am 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende, geht die Sonne – vom Mittelpunkt aus gesehen – exakt hinter diesem Stein auf. Zufall? Nein - der Steinkreis diente als ein erster Kalender. Und diese Art vorgeschichtlicher Himmelsobservatorien gibt es überall im jungsteinzeitlichen Europa – eine wissenschaftliche Spitzenleistung!
Die Bauten, die aus dieser Zeit erhalten sind, waren meist Kultstätten.
Stein ist sehr stabil und hält fast ewig. Allerdings ist er schwer und schwer zu bearbeiten.