Wasser im freien Fall
978 Meter tief fallen die Wassermassen des Salto Ángel in Venezuela. Der höchste Wasserfall der Erde stürzt von einem Tafelberg, zerstäubt teilweise zu Wasserdampf und sammelt sich dann wieder zu einem Fluss. Nach einer weiteren Stufe stürzt er mit ohrenbetäubendem Getöse erneut Hunderte von Metern in die Tiefe. Wie gewaltig die Kraft des Wassers ist, kann man an einem Wasserfall besonders gut hören, sehen und auch fühlen.
Die meisten Wasserfälle bilden sich an Orten, an denen hartes Gestein über weichem Gestein liegt. Fließt das Wasser über diese Schichten, trägt es das unten liegende weiche Gestein schneller ab. Das geschieht vor allem durch Sand und Steinchen, die das Wasser mitschleppt. Diese schmirgeln das weiche Gestein stärker ab und höhlen hier den Boden des Flusses immer weiter aus. Zwischen den beiden Gesteinsschichten entsteht ein Strudelloch, das im Lauf der Zeit größer wird. Das Wasser stürzt an dieser Stelle immer tiefer herab – man spricht von einem Wasserfall.
Weil das weiche Gestein unter der harten Gesteinskante mehr und mehr ausgehöhlt wird, bildet sich ein Überhang. Wenn das Gewicht dieses Überhangs zu schwer wird, bricht er ab. Seine Gesteinsbrocken höhlen den Untergrund erneut aus. Wieder entsteht ein Überhang, der schließlich unter der eigenen Last abbricht. Der Wasserfall wandert also zurück in Richtung Quelle. Diese Bewegung stromaufwärts ist messbar: Zum Beispiel weichen die Niagara-Fälle an der Grenze zwischen den USA und Kanada pro Jahr etwa 70 Zentimeter zurück.