Es gab Zeiten auf der Erde, da waren
große Landflächen unter einer dicken Eisdecke begraben. Die Eismassen drangen zeitweise sogar bis in die Nähe des Äquators vor. Im Wechsel mit den Eiszeiten erfassten diesen Planeten gigantische Hitzewellen. Über
Jahrmillionen war es so heiß, dass sogar am Nordpol Palmen wachsen konnten. Seit es die Erde gibt, wechseln sich Eis- und Warmzeiten ab. Klimawechsel gab es also schon lange bevor der Mensch die Erde bewohnte. Und diese natürlichen
Klimaveränderungen hinterließen ihre Spuren.
Während der Eiszeiten breiteten sich die Gletscher aus. Eismassen schliffen über den Untergrund, hobelten Täler aus und schoben
Geröllmassen vor sich her. Solange es kalt war, blieben große Wassermengen im Eis gebunden, was den Meeresspiegel sinken ließ. Sobald die Temperaturen wieder stiegen, schmolz das Eis und auch der Meeresspiegel stieg wieder an.
Täler und Senken füllten sich mit Wasser, wurden zu Flüssen und Seen.
Tiere und Pflanzen erschienen oder verschwanden mit den Temperaturwechseln. In einer besonders warmen Phase lebten zum Beispiel viele verschiedene Dinosaurierarten. Als es kühler wurde,
starben viele von ihnen aus. Typisch für die letzte Eiszeit waren Tiere wie Mammut, Rentier oder Wisent. Mit den steigenden Temperaturen verschwanden sie von der Bildfläche oder sie zogen in kühlere Regionen. Rentiere zum Beispiel
haben ihre Heimat noch heute in Nordeuropa, Sibirien und Kanada.
Gletscher der Eiszeit
Auf der Erde haben sich in den letzten Millionen
Jahren warme und kalte Zeiten abgewechselt. In den Warmzeiten schmolz das Eis, die Gletscher schrumpften. Während der Eiszeiten dagegen sank die Temperatur so stark, dass große Mengen von neuem Eis gebildet wurden. Gletscher
konnten sich deshalb über weite Flächen ausbreiten.
Damals waren große Teile von Norddeutschland und des Alpenvorlandes von riesigen Gletschern bedeckt. Wie weit
die Gletscher reichten, lässt sich noch heute an Geröllhügeln ablesen, die die Gletscher damals hinterlassen haben. Das Geröll aus größeren und kleineren Gesteinsteilchen wurde im Gletscher-Eis abtransportiert und an der
Stelle abgelagert, an der das Eis wieder geschmolzen ist. Wenn sich ganze Hügel von mitgeschlepptem Geröll anhäufen, spricht man von Moränen.
Als die großen Gletscher der Eiszeiten abschmolzen, bildeten
sich an ihrem unteren Ende Flüsse und Ströme aus Schmelzwasser. Diese Flüsse gruben Täler in den Boden, die heute als Urstromtäler bekannt sind. Mulden oder Senken in der Landschaft füllten sich mit Wasser und verwandelten sich in
Seen.
Warum gibt es Eis- und Warmzeiten? Natürliche Klimaveränderungen
Auf dem Höhepunkt der letzten großen Eiszeit war es bitterkalt. Und zwar so kalt, dass ein Drittel der Landfläche unter dicken Eispanzern verschwand. All das
liegt etwa 20.000 Jahre zurück. Im Lauf der Jahrtausende stiegen die Temperaturen wieder an. Heute leben wir in einer Warmzeit und nur noch zehn Prozent der Landfläche sind vereist. Doch es war bei weitem nicht die erste
Klimaveränderung auf unserem Planeten. Seit die Erde vor 4,6 Milliarden Jahren entstand, wurde es mal wärmer und mal kälter – ganz ohne Beteiligung des Menschen. Aber warum?
Was die
natürlichen Klimaveränderungen auslöst, versuchen Klimaforscher seit langem herauszufinden. Eine Erklärung dafür ist, dass die Erde beim Umkreisen der Sonne etwas „eiert“. Das kann man sich ähnlich vorstellen wie bei
einem Kreisel, nur in viel größerem Maßstab. Sowohl die Neigung der Erdachse als auch die Umlaufbahn der Erde verschieben sich im Lauf von Jahrtausenden, und zwar in einem regelmäßigen Kreislauf. Durch dieses „Eiern“ ändern
sich auch Menge und Verteilung der einstrahlenden Sonnenenergie. Über lange Zeiträume hinweg schwanken dadurch die Temperaturen und führen zu Eis- und Warmzeiten.
Auch die Verteilung der Kontinente spielt bei den Schwankungen eine Rolle.
Denn ihre Lage hat sich im Lauf der Erdgeschichte ständig verschoben. Wenn große Landmassen den Nord- oder Südpol erreichten, konnten sich dort gewaltige Eismengen ansammeln. Das Eis reflektierte einen großen Teil der
Sonnenstrahlen, es wurde noch kälter. Erst wenn sich der Kontinent wieder vom Pol entfernte, stiegen die Temperaturen und ein Ende der Eiszeit war in Sicht.
Die Zusammensetzung der Atmosphäre wirkt sich ebenfalls auf das
Klima aus. Je größer der Anteil an Treibhausgasen, wie Kohlendioxid oder Wasserdampf, desto stärker heizt sich die Atmosphäre auf. Ihr Gasgemisch kann durch natürliche Vorgänge verändert werden, beispielsweise durch einen
Vulkanausbruch. Spuckt ein Vulkan Feuer und Asche, werden dabei winzige Teilchen hoch in die Luft geschleudert, die Aerosole. Sie reflektieren die Sonnenstrahlen, bevor diese die Erdoberfläche erreichen. Die Temperatur auf der
Erde sinkt – zumindest kurzfristig. So folgte dem Ausbruch des Vulkans Tambora im Jahr 1815 ein „Jahr ohne Sommer“. An der Ostküste Nordamerikas fegten damals, mitten in der wärmsten Jahreszeit, Schneestürme über das Land.
Die Folge waren katastrophale Missernten.
Im
Unterschied zu diesen natürlichen Klimaveränderungen im Lauf der Geschichte ist der aktuelle Klimawandel vom Menschen selbst verursacht. Dass die Durchschnittstemperatur seit gut 150 Jahren steigt, liegt vor allem daran, dass
die Menschen immer mehr Kohlendioxid produzieren.
Vom Eis geformt, vom Meer überflutet
Es ist ein atemberaubender Anblick: Bis zu tausend Meter ragen die Felswände an der Fjordküste Norwegens empor. Selbst große Kreuzfahrtschiffe können in
diese fantastische Bergkulisse einfach hineinfahren. Hier war nicht nur die Brandung des Meeres am Werk, sondern vor allem eines: Eis!
Während der Eiszeiten lag Nordeuropa unter einem gewaltigen Eisschild. Riesige
Gletscher flossen in Richtung Atlantik und schabten tiefe Täler mit steilen Wänden in den Untergrund. Nach dem Ende der Eiszeiten stieg der Meeresspiegel, das Wasser überflutete die Trogtäler der Gletscher. Das Ergebnis sind die
berühmten Fjorde. Auch in Grönland, Alaska und an der Westküste Kanadas entstanden Fjorde, die wegen ihrer Tiefe und ihrer geschützten Lage als Standort für Häfen gut geeignet sind.
Die Gletscher der Eiszeit schufen aber nicht nur Fjordküsten. Auch
die kleinen Inseln, die in der Ostsee zwischen Schweden und Finnland liegen, sind Zeugen der Eiszeit. Als sich die riesigen Gletscher über das Land wälzten, schliffen sie kantige Felsen und Berge zu glatten, runden Höckern. Nach dem
Abschmelzen der Eismassen wurde die Rundhöckerlandschaft vom Meer überspült. Die Höcker, die nicht im Wasser versanken, ragen heute als kleine Inseln aus dem Meer: die Schären. Die vielen kleinen Inseln bilden eine ganz eigene
Küste, genannt Schärenküste.
Rinnen und
Becken, die während der Eiszeiten vom Schmelzwasser ausgegraben wurden, überschwemmte nach der Erwärmung des Klimas das Meer. Heute sind aus ihnen talförmige Buchten geworden, die weit ins Land hineinreichen. Das Ergebnis ist
eine Fördenküste, wie man sie zum Beispiel von der Kieler Förde her kennt. Auch die sanft gewellte Landschaft aus Grund- und Endmoränen versank an den Küsten teilweise im Wasser. Die Hügel der Endmoränen bildeten die Küste mit
ihren typischen flachen und breiten Buchten, landeinwärts liegen oft flache Seen. Eine solche Küste wird Boddenküste genannt, wie man sie zum Beispiel in Vorpommern zwischen der Lübecker und der Oderbucht
findet.
Ice Age – Der Mensch in der Eiszeit
Vor rund
zweieinhalb Millionen Jahren kühlte die Erde ab und schlitterte in eine neue Kältephase. In diesem jüngsten Abschnitt der Erdgeschichte, „Quartär“ genannt, erschien auch eine neue Art auf der Erde: In Afrika entwickelt sich
der aufrecht gehende Mensch, der „Homo erectus“.
Das Klima blieb jedoch nicht das ganze Quartär über gleichmäßig kalt. Wärmere und kühlere Phasen wechselten sich ab. In der ersten
wärmeren Phase, vor knapp zwei Millionen Jahren, besiedelte Homo erectus auch Europa und Asien. Als das Klima jedoch wieder kälter wurde, musste er sich an die veränderten Bedingungen anpassen: Mit Fellen bekleidet und in
Felshöhlen untergeschlüpft schützte er sich vor der eisigen Kälte. Ursprünglich bestand seine Nahrung aus Früchten und Pflanzen, die er sammelte, und aus Wildtieren, die er jagte, zum Beispiel das Mammut.
Vor etwa 10.000 Jahren endete die letzte große Eiszeit und es wurde
dauerhaft wärmer. Viele typische Tiere der Eiszeit wie Mammut, Wollnashorn, Höhlenbär oder Säbelzahnkatze konnten sich nicht schnell genug anpassen und starben aus. Auch das Leben des modernen Menschen, „Homo sapiens“, der
vor etwa 40.000 Jahren nach Europa gekommen war, änderte sich nun mit dem Temperaturwechsel: Im wärmeren Klima begann er, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben – er wurde sesshaft. Der Beginn der Landwirtschaft hängt also mit den
steigenden Temperaturen zusammen.
Heute leben wir in einer Warmzeit, auch Nacheiszeit genannt. Doch selbst diese Warmzeit wurde schon von einer Kältephase unterbrochen: Zwischen den Jahren 1450 und 1850 gingen die
Temperaturen erneut nach unten. Die Sommer wurden kühl und feucht, die Winter lang und streng. Dieser Zeitraum wird die „kleine Eiszeit“ genannt. Mehrmals fror die Ostsee völlig zu, die Alpengletscher breiteten sich aus und auf
der dick vereisten Themse in London fanden in dieser Zeit mehrmals im Winter Jahrmärkte statt.
Die Erdzeitalter
Seit ihrer Entstehung hat sich die Erde
stark verändert: Berge, Meere und Kontinente sind entstanden und vergangen, Tier- und Pflanzenarten haben sich ausgebreitet und sind ausgestorben. Die meisten dieser Veränderungen passierten sehr langsam, über viele Millionen
Jahre hinweg. Aber ab und zu gab es einschneidende Ereignisse: Innerhalb weniger tausend Jahre änderten sich die Umweltbedingungen drastisch.
Für die Wissenschaftler, die die Geschichte der Erde erforschen, sind diese drastischen
Veränderungen wie ein neues Kapitel in einem Buch: Sie unterteilen die Erdgeschichte in verschiedene Abschnitte, die Äonen genannt werden.
Zu Beginn, vor 4,5 Milliarden Jahren war die Erde völlig unbewohnbar. Sie
entstand als eine heiße Kugel aus glühendem geschmolzenem Gestein, umgeben von heißen, ätzenden und giftigen Gasen. Das klingt wie eine Beschreibung der Hölle – und vom griechischen Wort „Hades“ für Hölle stammt auch der
Name dieser Zeit: Hadaikum. Es endete vor etwa vier Milliarden Jahren mit der ersten großen Veränderung: Die Erde war so weit abgekühlt, dass die Oberfläche fest wurde – die Erde bekam eine Kruste.
Die Erde kühlte weiter ab, so dass sich auf der Kruste
flüssiges Wasser sammeln konnte: Meere entstanden. Und in diesen Meeren begann vor etwa 3,8 Milliarden Jahren das Leben – zunächst aber nur in Form einfachster Bakterien. Das griechische Wort für Ursprung oder Beginn steckt im
Namen dieser Zeit: Archaikum. Eine wichtige Klimaveränderung vor etwa 2,5 Milliarden Jahren markierte den Übergang zur nächsten Epoche: Die primitiven Lebewesen begannen, die Umwelt zu beeinflussen. Sie produzierten
Sauerstoff, der bislang in der Atmosphäre fast gar nicht vorkam.
Die frühen einzelligen Lebensformen wurden mit der Zeit komplexer, sie bildeten Zellkerne. Später begannen einige auch, dauerhaft in Verbünden
zusammenzuarbeiten – daraus wurden schließlich die ersten mehrzelligen Organismen. Allerdings hatten sie noch keine festen Schalen oder Skelette, so dass aus dieser Zeit kaum Fossilien erhalten sind. Dieser Zeit vor dem
Entstehen der Fossilien verdankt diese Epoche ihren Namen: Proterozoikum.
Das Proterozoikum endete vor 550 Millionen Jahren mit einer Explosion des Lebens: Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich aus den primitiven
Lebensformen eine enorme Artenvielfalt. Diese Arten waren viel komplexer gebaut – und einige hatten auch schon harte Schalen, die erstmals als Fossilien erhalten blieben. Daher wird für die Wissenschaftler die Geschichte des
Lebens erst ab diesem Zeitpunkt so richtig sichtbar. Und nach dem griechischen Begriff für „sichtbar“ ist auch diese Epoche bennant: Phanerozoikum.
Dieses Zeitalter des Lebens dauert seit 550 Millionen Jahren
bis heute an. Allerdings verlief auch die Entwicklung des Lebens nicht gleichmäßig: Nach der explosionsartigen Ausbreitung des Lebens gab es zwei verheerende Massensterben. Diese markieren weitere wichtige Einschnitte in der
Erdgeschichte, so dass Wissenschaftler das Zeitalter des Lebens, das Phanerozoikum in drei Abschnitte, Ären genannt, einteilen.
Die älteste Ära des Phanerozoikum begann vor 550 Millionen Jahren mit der massenhaften Entstehung neuer Arten. Man nennt sie das Erdaltertum oder
Paläozoikum. Zunächst spielte sich das Leben nur in den Ozeanen ab. Dann besiedelten die Pflanzen das Land, später zog auch die Tierwelt nach: Zuerst entwickelten sich die Amphibien, die sich bereits ein wenig an Land
vortasten konnten, und schließlich auch Reptilien, die unabhängig vom Wasser wurden und das Land eroberten. Das Erdaltertum endete vor etwa 251 Millionen Jahren mit dem größten Massensterben aller Zeiten: Über 90 Prozent aller
Tier- und Pflanzenarten starben aus, vor allem in den Meeren. Der Grund ist bis heute nicht endgültig geklärt. Wissenschaftler vermuten, dass eine Eiszeit schuld war, möglicherweise als Folge eines
Meteoriteneinschlags.
Als sich die überlebenden Tier- und Pflanzenarten an ihre neue Umwelt gewöhnen mussten, brach das Erdmittelalter oder Mesozoikum an. Es ist vor allem das Zeitalter der Dinosaurier:
Riesige Echsen entwickelten sich und beherrschten das Leben fast 200 Millionen Jahre lang. Doch auch das Erdmittelalter endete mit einem einschneidenden Ereignis: Vor etwa 65 Millionen Jahren schlug ein großer Meteorit auf der Erde
ein. Dabei wurde so viel Staub und Asche in die Luft geschleudert, dass sich der Himmel verdunkelte und sich das Klima für lange Zeit veränderte. Die Dinosaurier und viele andere Arten starben aus.
Davon profitierten vor allem kleine Säugetiere, die sich am besten an den Klimawandel anpassen
konnten. Sie hatten sich bereits im Erdmittelalter entwickelt, waren aber im Schatten der Dinosaurier geblieben. Nun konnten sie sich rasant ausbreiten, die unterschiedlichsten Lebensräume erobern und sich immer weiter
entwickeln. Auch der Mensch stammt von dieser Gruppe ab. Dieses jüngste Zeitalter hält bis heute an und wird daher auch die Erdneuzeit oder Känozoikum genannt.
Diese grobe Einteilung der Erdgeschichte orientiert sich an sehr einschneidenden Veränderungen des Lebens: Explosionsartige Vermehrung oder Massensterben. Dazwischen gab es aber weitere
Umbrüche durch verschiedene andere Einflüsse – Veränderungen der Meere und Kontinente durch die Kontinentalverschiebung, Klimawandel zwischen Eis- und Warmzeiten, Zusammensetzung der Luft und vieles mehr. Immer
bevorzugten die neuen Bedingungen einzelne Arten und benachteiligten andere. So können die drei Abschnitte des Phanerozoikum (Zeitalter des Lebens) noch jeweils in mehrere Perioden unterteilt werden.