Einzugsgebiet und Wasserscheide
Fällt in Furtwangen im Schwarzwald ein Regentropfen zur Erde, dann fließt er über das Flüsschen Breg in die Donau. Nach langer Reise landet er schließlich in Rumänien im Schwarzen Meer. Fällt der Tropfen dagegen nur wenige Kilometer nördlich von Furtwangen herab, dann schwemmt es ihn – wenn er nicht verdunstet oder versickert – irgendwann in den Atlantik. Denn dieses Gebiet wird über den Fluss Elz in den Rhein und in die Nordsee entwässert.
Jeder Fluss hat eine Landfläche, die – ähnlich wie ein Trichter – das Wasser zu ihm hin führt. Die Region, aus der ein Fluss sich speist, nennt sich Einzugsgebiet. Weil das Wasser immer von höheren Lagen in tiefere Lagen fließt, wird das Einzugsgebiet durch Gebirge und Bergkämme begrenzt. Diese trennen das Einzugsgebiet von anderen Flusssystemen ab. So kann es geschehen, dass Regentropfen, die nur wenige Zentimeter voneinander entfernt vom Himmel fallen, in eine andere Richtung geschwemmt werden und in weit voneinander entfernten Meeren landen.
Die Grenze, die ein Flusseinzugsgebiet gegen ein anderes abgrenzt, ist die Wasserscheide. Die Einzugsgebiete von Donau und Rhein zum Beispiel sind durch die europäische Wasserscheide voneinander getrennt. Diese Tausende von Kilometern lange Wasserscheide begrenzt aber noch viele andere Einzugsgebiete: In Frankreich trennt sie die Rhône, die ins Mittelmeer fließt, von der Loire, die in den Atlantik mündet.
Eine Wasserscheide muss nicht für alle Ewigkeit auf derselben Linie verlaufen. Hebt sich ein Gebirge oder wird es durch Gletscher und Verwitterung abgetragen, verändert sich dadurch die Landschaft und das Gefälle. Auch kann ein Fluss, der sich tief in das Gelände eingräbt, einem anderen Fluss das Wasser „abgraben“. So hat zum Beispiel im Südschwarzwald die Wutach, ein Nebenfluss des Rheins, im Lauf der Zeit einige Quellflüsse der Donau angezapft und damit die Wasserscheide zwischen Donau und Rhein verschoben. Oder als Folge der Plattenbewegung kann sich eine Landschaft sogar an manchen Stellen in eine andere Richtung neigen, sodass das Wasser irgendwann in einen anderen Fluss abfließt.