Video: Wie bilden sich Grundwasserseen?
In der Oberrheinischen Tiefebene bereichern zahlreiche Grundwasserseen Flora und Fauna. Ihre Existenz verdanken sie einem der größten Grundwasser-Reservoirs Europas, das von unterirdischen Zuflüssen aus den Alpen, dem Schwarzwald und den Vogesen gespeist wird.
Die Oberrheinische Tiefebene
Die zwischen 30 und 40 km breite Oberrheinische Tiefebene erstreckt sich auf etwa 300 km Länge zwischen Basel und Frankfurt am Main am oberen Mittellauf des Rheins. Im Osten wird sie vom Schwarzwald, im Westen von den Vogesen begrenzt. Links und rechts des Rheins gibt es zwar keine großen natürlichen Seen, dafür aber eine Vielzahl kleiner Weiher und Riede - feuchte Senken mit klarem Wasser und Schilfgürteln -, die vielen Tier- und Pflanzenarten als Rückzugsgebiet dienen. Dazu kommen - das mittlere Oberrheingebiet verfügt über die bedeutendsten europäischen Kiesvorkommen – zahlreiche, beim Abbau von Kies und Sand entstandene Baggerseen. Hier tummeln sich nicht nur allerlei Fische und Vögel, sondern an heißen Tagen auch die Menschen aus dem Umland; und heiße Tage gibt es hier viele, denn die Region ist nicht nur eine der fruchtbarsten in Deutschland, sondern auch die wärmste.
Grundwasserseen und Grundwasserleiter
Die zahlreichen stehenden Gewässer sind Grundwasserseen. Grundwasser gibt es in der Oberrheinischen Tiefebene mehr als genug, denn unter dem Rheingraben liegt ein riesiges unterirdisches Grundwasserreservoir. Wie ein unsichtbarer Fluss bewegt sich Wasser in diesem so genannten Aquifer oder Grundwasserleiter – von der deutsch-schweizerischen Grenze bei Basel aus - langsam nordwärts. An vielen Stellen dringt das Grundwasser, dessen Wasserspiegel nur wenige Meter unter der Erde liegt, an die Oberfläche, füllt die ausgebaggerten Kiesgruben, speist die Weiher und Riede und vernetzt unterirdisch die Feuchtgebiete und Auen rechts und links des Rheins. Punktuell vermischt sich das Grundwasser mit dem Oberflächenwasser aus lokalen Flüssen.
Der Oberrhein-Aquifer
Der Oberrheingraben, der neben dem ostafrikanischen Grabensystem und dem Jordangraben zu den geologisch weltweit markantesten Grabensystemen gehört, ist mit erdgeschichtlich sehr jungen Sedimenten bedeckt. Aus diesen hoch durchlässigen Sand- und Kies-Schichten und den weniger durchlässigen Schichten aus Ton, Schluff und Feinsand ist der Oberrhein-Aquifer aufgebaut; mit einem Volumen von geschätzt 45 Milliarden Kubikmetern Wasser ist er einer der bedeutendsten Grundwasserleiter Mitteleuropas. Gespeist wird der Grundwasserleiter von unterirdisch zufließendem Schmelzwasser aus den fernen Alpen und von Zuflüssen aus den Vogesen und dem Schwarzwald. Von beiden Mittelgebirgen fließen zahlreiche Bäche und kleine Flüsse in den Rhein; manche Niederschläge versickern aber auch bis sie auf undurchlässiges Felsgestein treffen und unterirdisch - wie in einen Trichter - Richtung Rheinebene fließen, wo sie das riesige unterirdische Grundwasserreservoir füllen. Zwischen Basel und Rastatt deckt das Wasser des Oberrhein-Aquifers drei Viertel des Trinkwasserbedarfs der Bevölkerung, das sind über drei Millionen Menschen im Elsass und in Baden-Württemberg. Zwar liegt sein Wasserspiegel nur wenige Meter unter der Erdoberfläche, und in Flussauen, und Seen auch oberirdisch, aber das Grundwasser aus den tieferen Lagen - 100 Meter und mehr - ist gut geschützt, von Umweltbelastungen nahezu frei und deshalb von hervorragender Qualität.