Video: Was ist eine Wetterscheide?
Der Erbeskopf im Hunsrück ist der höchste Berg der Region. Der Bergkamm fungiert als Wetterscheide und beeinflusst damit das Klima. An der regenreichen Bergseite, im Nationalpark, finden sich einzigartige Hangmoore und Biotope. An der trockeneren Seite ist es deutlich milder.
Der Erbeskopf im Hunsrück
Mit 816 Meter über dem Meeresspiegel ist der Erbeskopf die höchste Erhebung der Region und Tor zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Die Höhenzüge sind durch ein raues ozeanisches Klima geprägt. Das bedeutet vor allem im Winter viel Regen und auch Schnee. Bis zu 1.100 Millimeter Regen fallen hier pro Jahr; an rund 200 Tagen im Jahr ist der Gipfel des Erbeskopfes in Wolken gehüllt. Selbst im Sommer ist es auf dem Gipfel windig und frisch, bei Jahresdurchschnittstemperaturen von gerade einmal 7 bis 8 Grad Celsius. Aber: Das Wetter am Erbeskopf ist nicht überall gleich, verrät Wetterexperte Sven Plöger.
Wetterscheide Erbeskopf
Der Erbeskopf ist eine Wetterscheide. Das sind Landschaftsgebiete, meist Gebirge, die eine Art „Trennlinie“ bilden. Viele kennen das aus den Alpen, wenn sie zum Beispiel von Österreich nach Südtirol fahren. War auf der Nordseite noch Regen, erwartet den Reisenden nach dem Brenner-Tunnel ein mediterranes Klima. So ist das auch am Erbeskopf: Auf der windzugewandten Seite, in der Fachsprache die Luvseite, gibt es große Mengen an Niederschlägen. Auf der windabgewandten Seite dagegen, der Leeseite, regnet es deutlich weniger, die Temperaturen sind milder. Wie kommt das? An der Luvseite steigt Luft auf und kühlt durch die erzwungene Hebung am Berg ab. Es bilden sich Wolken, die zu Regen oder Schnee kondensieren. Dieser Staueffekt lässt sich von der Leeseite oft als Wolkenwand über einem Bergkamm erkennen. Die Niederschläge ziehen über den Kamm hinweg, wobei kalte, trockenere Luft nach unten sinkt und sich dabei stark erwärmt. Auf der windabgewandten Seite entsteht ein warmer Fallwind, der sogenannte Föhnwind.
Nationalpark mit einzigartigen Hangmooren
Diese klimatischen Unterschiede am Erbeskopf wirken sich auch auf die Natur aus. Auf der Regenseite entstanden Buchenwälder und einzigartige 5000 Jahre alte Hangmoore. Diese Mittelgebirgsmoore im Hunsrück nennt man auch Brücher. Sie sind heute Teil des Nationalparks Hunsrück-Hochwald. Hier gedeiht eine besondere Flora und Fauna. Typisch für dieses Biotop sind Pflanzen wie Sonnentau, Wollgras, Narzissen, Orchideen und Heilpflanzen wie Arnika. Auf der windabgewandten Seite ist es dagegen sehr viel trockener und milder, die Vegetation eine andere.