2.4 Tuberkulose - Bakterien als blinde Passagiere
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- Tuberkulose-Erreger
Nach AIDS und Malaria ist die Tuberkulose die am stärksten verbreitete Infektionskrankheit. Daran sterben jedes Jahr drei Millionen Menschen, der größte Teil in Ostasien und Afrika. Durch die weltweite Reisetätigkeit sind allerdings auch die weniger betroffenen Industrienationen nicht vor dem Erreger gefeit. Alarmierend ist, dass sich immer mehr Keime bilden, die sich früher bewährten Antibiotika widersetzen. Zwar kann man gegen Tuberkulose impfen, aber die Wirksamkeit ist begrenzt, und es besteht die Gefahr ernsthafter Nebenwirkungen.
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- Tuberkulose-Behandlung
in Togo
Tuberkulosebakterien werden überwiegend durch Tröpfcheninfektion (Sprechen, Niesen, Husten) übertragen. Das geschieht bei engem, längerfristigem Kontakt mit Menschen, die an einer offenen Tuberkulose (ansteckende Form der TB) leiden. Diese Situation findet man am ehesten, wenn Menschen mit offener TB auf engstem Raum zusammenleben, in Familien, Obdachlosenheimen oder Gefängnissen. Gesunde mit einem guten Immunstatus erkranken nur selten. Gefährdet sind vorwiegend Personen, die schlecht ernährt und deren Abwehrkräfte geschwächt sind. Deshalb findet man die Mehrzahl der Tuberkulosekranken in den armen Ländern. Allerdings sind auch die reicheren Industriestaaten betroffen, wenn auch in weit geringerem Maße.
Die Immunabwehr von Tuberkulosebakterien
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- T-Helferzellen (Modell)
Wenn Tröpfchen mit Tuberkulosebakterien in die Lunge eingeatmet werden, lassen sich die Krankheitserreger von Fresszellen aufnehmen und verstecken sich dort wie blinde Passagiere. Damit unterlaufen sie zunächst die Immunabwehr, sind z. B. für Antikörper nicht erreichbar. Mit einem Trick schaffen es die Tuberkelbazillen im normalerweise lebensfeindlichen "Bauch" von Fresszellen zu überleben: Sie bereiten dem Allesfresser unter den Abwehrzellen sozusagen Verdauungsprobleme. Die Bakterien ziehen sich in Hohlbläschen (Vesikel) der Fresszelle zurück und die Vesikel kann die Fresszelle nicht aus eigener Kraft zerstören. Als Zeichen ihrer Infektion präsentiert sie Steckbriefe der Erreger an ihrer Oberfläche. Daraufhin eilen spezielle T-Helferzellen (Th1-Zellen) zu Hilfe und aktivieren die Fresszelle, um deren "Verdauung" anzukurbeln. Jetzt können die blinden Passagiere mit aggressiven Substanzen vernichtet werden. Dabei stirbt die Fresszelle.
Es kommt allerdings häufig vor, dass ein Teil der Bakterien überlebt und weitere Fresszellen infiziert. Typisch für die Tuberkulose ist, dass mehrere Fresszellen miteinander verschmelzen und einen Entzündungsherd bilden, der von T-Zellen regelrecht abgekapselt wird. Es bildet sich ein sogenanntes Granulom, das auch im Röntgenbild nachweisbar ist. Das Granulom kann Jahre im Menschen überdauern. In dieser Zeit geht von dem Infizierten Ansteckungsgefahr aus.
Besonders bei abwehrgeschwächten Personen können sich die Granulome wieder auflösen und Tuberkelbakterien freisetzen. Gelangen sie ins Blut- oder Lymphsystem, besteht die Gefahr, dass die Erreger im Körper streuen und weitere Organe befallen. In diesem Stadium spricht man von offener TB, und der Infizierte kann andere anstecken.
Unheilbare Tuberkulose. Bevor es Antibiotika gab, konnten die Patienten nur darauf hoffen, dass sie die Erkrankung aus eigener Kraft überstanden. Den Ärzten blieb kaum anderes, als Liegekuren, frische Luft und regelmäßiges Essen zu verordnen. Noch bis Ende des Zweiten Weltkriegs war die Tuberkulose eine gefürchtete Volksseuche, die zahllose Todesopfer forderte.
Resistent gegen Antibiotika
Noch in den 70er Jahren glaubten die Mediziner, dass die Tuberkulose in den hochentwickelten Industrienationen besiegt sei. In Deutschland ist die Röntgenreihenuntersuchung seit langem abgeschafft, eine vorbeugende Impfung wird seit Jahren nicht mehr generell empfohlen. Die Zahl der Tuberkulosefälle ist hierzulande auch vergleichsweise gering. Doch nach wie vor gibt es viele Länder, in denen die Tuberkulose stark verbreitet ist. So nimmt die Durchseuchungsrate in der GUS dramatisch zu.
Im Jahr 2001 waren in der GUS eine Million Menschen inhaftiert. In vielen Gefängnissen sind nahezu alle Insassen mit Tuberkelbakterien infiziert.
Das Problem: Einwanderer können unwissentlich Tuberkuloseerreger verbreiten, die nur schwer zu behandeln sind. Manche Bakterienstämme sind gleich gegen mehrere Antibiotika resistent.
Resistente Keime bilden sich, wenn Antibiotika nicht regelmäßig und lange genug eingenommen werden. Da nicht alle Bakterien abgetötet werden, bleiben immer genügend übrig, die sich auf die Wirkstoffe einstellen und diese abbauen können.