1: Grundlagen der Infektabwehr

1.1 Die Immunabwehr

Das Immunsystem

Das Immunsystem des Menschen ist ein über den gesamten Körper verteilter Verbund von Organen, Zellen und Botenstoffen, die auf spannende Weise miteinander kooperieren. Nur gemeinsam können sie ihre große Aufgabe erfüllen: Sie schützen den Menschen vor unzähligen Krankheitserregern, die immer und überall in seiner Lebenswelt gegenwärtig sind, und sie beseitigen entartete oder unbrauchbare Zellen im Innern des Körpers. Ohne das Immunsystem wäre der komplizierte Organismus des Menschen nicht lebensfähig.


Coli-Bakterien ©eye of science
Coli-Bakterien
Krätzmilbe ©eye of science
Krätzmilbe
Mumps-Virus ©eye of science
Mumps-Virus


Die zelluläre Abwehr

Zusammengenommen wiegt das Immunsystem rund 2 Kilogramm. Knapp 1,5 Kilogramm davon entfallen auf die weißen Blutzellen. Diese Mitstreiter in der Dauerschlacht um die menschliche Gesundheit werden auch Leukozyten genannt. Die Bezeichnung "Blutzellen" ist etwas irreführend, denn sie befinden sich nicht nur im Blut, sondern überall in den Zwischenräumen des Körpergewebes und in den Lymphgefäßen.


Fresszelle ©eye of science
Fresszelle
T-Zelle ©eye of science
T-Zelle
Leukozyten ©eye of science
Leukozyten


Antikörper (Modell)
Antikörper

Die humorale Abwehr = nichtzelluläre Abwehr

Die Leukozyten müssen nicht alleine gegen die Eindringlinge antreten. Sie werden zusätzlich von löslichen Bestandteilen des Bluts wie den Antikörpern unterstützt. Diese haben einen raffinierten Mechanismus, um Fremdlinge zu erkennen, zu behindern und sie für die Leukozytentruppe zu markieren.



Botenstoffe und Gifte

Um die Leukozyten und Antikörper herum spinnt sich ein ausgeklügeltes Netz chemischer Vorgänge. Es sind hauptsächlich Botenstoffe und Gifte, die der Truppe bei der Arbeit helfen. Mithilfe der Botenstoffe verständigen sich die Abwehrzellen untereinander. Einige Abwehrzellen verwenden Gifte, um Krankheitserreger oder infizierte Zellen abzutöten.


Reaktionen auf die Immunabwehr

Die Immunabwehr ist dauernd aktiv. Meistens merkt man von dieser Betriebsamkeit nichts. Außer, wenn das Immunsystem mit schweren Infektionen zu kämpfen hat. Dann spürt der Mensch die Symptome der heftigen Abwehrschlacht, z. B. Fieber, Schwäche, Übelkeit, Schwellungen, Rötungen, Schnupfen, Husten. Der ganze Körper ist dann gefordert, den Abwehrkampf zu unterstützen. Ruhe, Wärme, vitaminreiche Ernährung und gegebenenfalls Medikamente können dem Immunsystem helfen, Krankheitserreger unschädlich zu machen.


B-Gedächtniszelle ©eye of science
B-Gedächtniszelle

Das immunologische Gedächtnis

Krankheitserreger, die schon einmal erfolgreich bekämpft wurden, haben kaum die Chance, ein zweites Mal zuzuschlagen. Das Immunsystem hält Gedächtniszellen in Reserve. Bei einer erneuten Infektion mit dem gleichen Erreger reagiert die Abwehr normalerweise so schnell, dass die Angreifer sofort unschädlich gemacht werden, ohne dass der Körper Anzeichen einer Erkrankung zeigt.



Das immunologische Gedächtnis lässt sich auch mithilfe einer Schutzimpfung vorbeugend auf bestimmte Erreger trainieren, ohne dass Menschen dabei ernsthaft erkranken.