Argusaugen für die Tierwelt: Satelliten-Telemetrie
Unter
den Tierarten gibt es eine ganze Reihe von Globetrottern. Dazu zählen
Störche, Eisbären und Wale, die im Laufe eines Jahres weit auseinanderliegende
Lebensräume und Nahrungsgebiete aufsuchen.
Die Verfolgung mit Richtantennen zu Fuß, per Auto,
Schiff oder Flugzeug stößt da schnell an Grenzen. Eine neue
Möglichkeit der globalen Überwachung tat sich auf, als 1957
der russische Satellit Sputnik I die Erde umrundete. Wissenschaftler der
amerikanischen John-Hopkins-Universität bemerkten, dass sich die
Frequenz der empfangenen Funksignale deutlich veränderte, je nach
dem ob sich der künstliche Erdtrabant einer Empfangstation näherte
oder von ihr entfernte.
Diesen sogenannten Dopplereffekt nutzten sie, um die Position des Satelliten
auf seiner Bahn zu berechnen. Umgekehrt musste es auch möglich sein,
dass ein umlaufender Satellit den Standort eines Senders auf der Erde
ortet. Diese bahnbrechende Idee wurde zunächst vom Militär aufgegriffen,
um Kriegsschiffe auf den Weltmeeren auszumachen. Erst 1978 ging das zivile
ARGOS-System in Betrieb. Es wird seither neben der Positionsbestimmung
von Schiffen, Containern und Lastkraftwagen auch zur globalen Beobachtung
von Wildtieren eingesetzt.
Herzstück des ARGOS-Systems sind spezielle
Sendeempfänger mit denen einige Wettersatelliten ausgerüstet
sind. Sie umkreisen die Erde vierzehn mal pro Tag auf polaren Bahnen in
850 Kilometer Höhe. In Europa werden die ARGOS-Daten vom CLS (Collecte
Localisation Satellites) in Toulouse verarbeitet. Von dort erhalten die
Nutzer die Koordinaten ihres verwendeten Senders z.B. per Internet. [argosinc.com]
Ortsbestimmung mit Hilfe des Dopplereffekts
Die an Tieren befestigten Sender funken auf einer festen
Frequenz f = 401.650 MHZ. Da sich der empfangende ARGOS-Satellit relativ
zu dem Sender bewegt, treten Dopplereffekte auf. Die vom Satelliten gemessene
Frequenz F weicht also von der Senderfrequenz f nach oben oder unten ab.
Nähert sich der Satellit dem Sender, ist die
Empfangsfrequenz höher als die Sendefrequenz: F > f
Steht der Satellit direkt über dem Sender, ist
die Empfangsfrequenz gleich der Sendefrequenz: F = f
Entfernt sich der Satellit vom Sender, ist die
Empfangsfrequenz niedriger als die Sendefrequenz: F < f
Solange sich der Sender im Empfangbereich des Satelliten befindet, registriert
dieser eine Folge von Frequenzen die sich als Dopplerkurve darstellen
lassen. Im Wendepunkt sind Empfangsfrequenz F und Sendefrequenz f identisch.
Der Satellit befindet sich dann genau über dem Sender. Aus den
Bahnkoordinaten des Satelliten können die geographischen Koordinaten
des Senders abgeleitet werden. Mit dem Dopplerverfahren lässt sich
die Position auf 150 bis 1000 Meter genau bestimmen. Es ist zwar weniger
präzise, als das GPS-Verfahren, reicht aber für die Erfassung
großräumiger Wanderbewegungen von Wildtieren aus.
Der Zug der Störche
Seit
August 2001 tragen sechs Weißstörche aus der Elbtalaue Miniatursender
auf dem Rücken. Die Namen der Tiere: Jonas, Prinzesschen, Sophie,
Annamaria, Felix und Valinka. Die erfahrenen Altstörche haben schon mehrmals im Osten Afrikas überwintert.
Sie nehmen zwar stets den Luftwegüber Südeuropa,
die Türkei und den Nahen Osten. Doch diese Route variiert von Jahr
zu Jahr, je nachdem welcher Gruppe von Artgenossen sie die Störche
angeschlossen haben Aus den Satellitenmessungen geht hervor, dass Prinzesschen
inden letzten Jahren keineswegs immer die gleichen Strecken geflogenist.
Auch hat die Störchin ihr Winterquartier in verschiedenen Ländern
Afrikas aufgeschlagen. Trotzdem fand sie immer wieder zum Storchenhof
Loburg in Sachsen-Anhalt zurück. Von dort ist Prinzesschen am 24.
August 2001 gestartet, hat von Mitte September bis Ende Oktober Rast im
Sudan gemacht. Anschließend nahm sie Kurs auf die Küste Südafrikas
und erreichte sie Mitte Januar 2001. Am 21. Februar hat die reiselustige
Weißstörchin den Rückflug angetreten und war bereits einen
Monat später in Israel.
Real Video: Telemetrie
bei Störchen [3:16 Min.]
Weitere Informationen
Storchenzug.de
Die Satellitentelemetrie hilft den Forschern internationale Schutzkonzepte
für die Weißstörche zu entwickeln. Denn noch immer sind
die eleganten Langstreckenflieger bedroht. Auf ihren weiten Reisen finden
sie oft keine geeigneten Rastplätze, zu wenig Nahrung. Etliche
Tiere sterben an Entkräftung, verfangen sich Hochspannungsleitungen
oder werden bejagd. Internationale Abkommen sollen deshalb dafür
sorgen, dass sich die Lebensbedingungen der Weißstörche in
den Durchreiseländern verbessern.
Telemetrie total
Längst
haben Forscher erkannt, dass es nicht ausreicht, nur die Wanderbewegungen
von Wildtieren zu beobachten. Messfühler erfassen physiologische
Parameter, wie Herzfrequenz, Temperatur oder Stoffwechselaktivität.
Diese Daten sind auch über die ARGOS-Satelliten abrufbar. Dadurch
erhalten Wissenschaftler zusätzlich einen Überblick über
den Allgemeinzustand der Tiere während ihrer weiten Reisen.
Seit es kleine Videokameras gibt, wird auch diese Technik in der Telemetrie
eingesetzt. So sind schon Haie, Robben, Wale und Seeschildkröten
zu unfreiwilligen Kameraleuten gemacht worden. Die sogenannte "Crittercam,
eine Kamera mit Rekorder in wasserdichtem Gehäuse, wird mit einer
Kunststoffhalterung auf die Haut der Tiere geklebt. Meeresbiologen können
so die Tauchgänge der Tiere verfolgen und sehen, wo die verschiedenen
Arten Nahrung suchen, was sie fressen und wie deren Tagesablauf aussieht.
Nach einer vorprogrammierten Zeit löst sich die Crittercam vom
Tier und kann per Funkpeilung geortet werden. Anschließend lassen
sich die Aufnahmen auswerten. [nationalgeographic.com]
Erdgebundene Telemetrie:
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